Das Bargello-Museum: seine Geschichte

Im Herzen des mittelalterlichen und florentinischen Renaissance-Florenz, nur einen Steinwurf vom Palazzo Vecchio und der Kathedrale Santa Maria del Fiore entfernt, befindet sich einer unserer Lieblingsorte: der Palazzo del Bargello. Dieses majestätische Gebäude aus pietra forte präsentiert sich wie eine echte Festung und trägt noch heute das Echo der ehemaligen politischen und gerichtlichen Institutionen in sich.

Erbaut ab 1255 neben dem bereits existierenden Volognana-Turm, der in das Gebäude integriert wurde, wurde der erste quadratische Gebäudeblock 1261 fertiggestellt. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde ein zweiter Gebäudeteil hinzugefügt, und bis 1320 wurden auch die übrigen Seiten des Palastes hochgezogen.

Dem Architekten Neri di Fioravante ist es zu verdanken, dass zwischen 1340 und 1345 ein weiteres Stockwerk zur Schaffung des Ratssaals hinzugefügt wurde. Von außen betrachtet machen die unterschiedlichen Mauerwerksarten im Palast deutlich, wie sich das Gebäude über die Zeit verändert hat.

Zwischen 1345 und 1367 widmete sich derselbe Architekt der monumentalen Steintreppe, die noch heute im Innenhof bewundert und begangen werden kann.

 

Der Palazzo des Volksapitäns

In dieser Zeit war der Bargello die grandiose und strenge Residenz des Capitano del Popolo und des Podestà, die höchsten politischen Repräsentanten der Stadtregierung. Insbesondere der Podestà war ein „Fremder“ von adliger Herkunft und gutem Ruf, der von einem Rat der Zwölf Ältesten ernannt wurde und sowohl die zivile als auch die strafrechtliche Gerichtsbarkeit innehatte. Um seine Unparteilichkeit zu gewährleisten, musste der Podestà strenge Regeln befolgen: Er durfte nicht aus einer Stadt stammen, die weniger als 50 Meilen von Florenz entfernt war; seine Familie durfte nicht mitkommen; er musste im Palazzo del Bargello wohnen und durfte höchstens ein Jahr im Amt bleiben. Auf diese Weise wurde das Risiko minimiert, dass er durch lokale Allianzen beeinflusst wurde. Nach Ablauf seiner Amtszeit kehrte der Podestà in seine Heimatstadt zurück und hinterließ sein Wappen an den Wänden des Palastes – bis heute deutlich im Innenhof zu sehen.

 

Das Gefängnis von Florenz

Ab 1502 wurde das Gebäude umgenutzt: zunächst als Sitz des Justizrats, ab 1572 diente es als Sitz des Capitano di Giustizia – des Polizeichefs, dem sogenannten „Bargello“.


Ab diesem Zeitpunkt diente das Gebäude fast drei Jahrhunderte lang als Stadtgefängnis. Es folgten dunkle Jahre des Verfalls und tiefgreifender Veränderungen.

Die Bögen des Innenhofs und der Loggia wurden zugemauert, die großen Säle in kleine Zellen unterteilt. Wanddekorationen und Fresken wurden unter dickem Putz verborgen. Räume, in denen einst demokratische Räte tagten, wurden nun zu Orten der Haft und Folter. In der Mitte des Innenhofs wurde das Galgenfeld für Hinrichtungen errichtet. Die Fassade wurde auf eine besondere Art mit „Schändungsbildern“ versehen: Künstler malten Porträts von Verrätern und flüchtigen Kriminellen – darunter große Namen wie Sandro Botticelli, Andrea del Sarto und Andrea del Castagno, letzterer erhielt sogar den Spitznamen „Andreino der Gehängten“. Diese Bilder wurden üblicherweise nach einiger Zeit, etwa bei einem politischen Umsturz, wieder übermalt.

 

Italiens erstes Museum!

1840 änderte sich das Schicksal des Palastes erneut. Eine Gruppe von Gelehrten erhielt die Erlaubnis, nach Fresken aus dem 14. Jahrhundert in der Kapelle zu suchen, die im 16. Jahrhundert übermalt worden waren. Ziel war es, ein altes Porträt des Dichters Dante Alighieri wiederzufinden, das manchen Quellen zufolge Giotto zuzuschreiben war. Gefundene Fresken wurden restauriert.




Das Gebäude begann eine neue Ära!

1859 zog man das Gefängnis an einen anderen Ort um und startete unter Architekt Francesco Mazzei umfangreiche Restaurierungsarbeiten: Überbauten wurden abgerissen, zugemauerte Bögen geöffnet, Säle wiederhergestellt. Anschließend dekorierte der Restaurator Gaetano Bianchi einige Räume im neogotischen Stil, ganz im damaligen Geschmack.

Im neu gestalteten Ambiente wurde 1865, in den Jahren, als Florenz Hauptstadt Italiens war, das Museo Nazionale del Bargello eröffnet. Der Kern der Sammlung bestand aus Objekten aus der Waffenkammer der Medici-Familie und Skulpturen aus dem Palazzo Vecchio. Bald folgten Meisterwerke aus der Uffizien-Galerie – darunter Werke von Michelangelo und Donatello – sowie kunsthandwerkliche Schätze von privaten Spendern: Münzen, Siegel, Kerzen, Schmuck, Emaillearbeiten, Bronzen und Elfenbein.

Nach der Auflösung einiger Klosterorden übernahm das Museum auch sakrale Gegenstände und glasiertes Terrakotta – sogenannte „Robbiane“ – von der Bildhauerfamilie Della Robbia, die auf diese Technik spezialisiert war.

 

 

Der Palazzo del Bargello und seine Sammlungen spiegeln die Geschichte von Florenz und unserers Landes wider – ein wirklich unverzichtbares Ziel. Wir haben ihn in unsere Michelangelo-Tour aufgenommen!