
Man spricht viel von den Medici – von ihrer Macht, ihrem Reichtum, ihrer Leidenschaft für Kunstsammlungen – doch wenig werden wir über ihre großen Liebesgeschichten hören. In einer Zeit, in der die Ehe vor allem politisch und wirtschaftlich arrangiert wurde, war bedingungslose Liebe, die alles andere überwindet, fast undenkbar – besonders für Mitglieder einer so mächtigen Familie wie die Medici. Die Geschichte von Bianca und Francesco ist bis heute eine der schönsten und zugleich tragischsten Liebesgeschichten, die wir euch in Florenz erzählen können – ein Drama, das sich in den Mauern einer der schönsten und noch heute zugänglichen Medici-Villen, der Villa di Poggio a Caiano, abspielte.
Bianca Cappello wurde 1548 in Venedig geboren, Tochter des Patriziers Bartolomeo und seiner Frau Pellegrina Morosini. Sie verlor ihre Mutter sehr jung und drohte, von ihrem Vater ins Kloster geschickt zu werden. Zu ihrem Glück intervenierte ihre Tante mütterlicherseits, und Bianca begann, an venezianischen Salons teilzunehmen. Dort lernte sie mit etwa 14 Jahren den jungen Florentiner Pietro Bonaventuri kennen, Sohn eines Notars und Kanzlers der Handelsgilde. Nach dem Tod ihrer Tante und aus Angst vor dem Kloster flüchtete sie mit Pietro nach Ferrara, wo sie von Giovan Battista Pigna empfangen und wenige Tage später geheiratet wurde. Im folgenden Jahr kam ihre Tochter Pellegrina zur Welt. Der Skandal um die Flucht war so groß, dass Bianca viele Jahre keinen Kontakt zu ihrer Familie in Venedig bekam. Der päpstliche Gesandte Cosimo Bartoli bat den Großherzog von Toskana um Schutz für das junge Paar.
1563 kamen Pietro und die 17-jährige Bianca unter dem Schutz von Cosimo I. nach Florenz. Francesco, der älteste Sohn des Großherzogs, lernte Bianca kennen, nachdem er von seinem Aufenthalt am spanischen Hof Philipp II. zurückgekehrt war. Nach dieser Reise widmete er sich intensiv Botanik und Alchemie, isolierte sich in seinem Arbeitszimmer und studierte die Geheimnisse der Natur – für ihn die „sichtbare Ausdrucksform des Unsichtbaren“.
Francescos größtes Ziel war es, das Rätsel des Lebens und die Schöpfung der Natur zu entschlüsseln – Bianca teilte diese Leidenschaft für die Alchemie. Obwohl oft gesagt wird, er sei wegen ihres sinnlichen Aussehens von ihr fasziniert gewesen, zog sie ihn sicher auch durch ihre intellektuelle Neigung zur Naturwissenschaft an.
Das berühmte „Liebe auf den ersten Blick“ war in Wirklichkeit nur teilweise zutreffend – bei Bianca dauerte es einige Monate, bis sie auf Francescos leidenschaftliche Briefe und Gedichte reagierte. Diese Zeit nutzte Cosimo I. für politische Zwecke: er arrangierte eine Ehe zwischen Francesco und Erzherzogin Johanna von Österreich, um das Großherzogtum politisch zu stärken. Die Hochzeit fand am 18. Dezember 1565 statt – prächtig und teuer, doch von persönlichem Glück weit entfernt.
Die eheliche Beziehung zwischen Francesco und Johanna war von Anfang an schwierig. Die österreichische Erzherzogin, die leider nicht als besonders schön galt, konnte die Aufmerksamkeit ihres Mannes nicht auf sich ziehen – sie galt ganz und gar seiner Geliebten Bianca. Nach der Geburt von sechs Töchtern hatte Johanna noch immer keinen lang ersehnten männlichen Thronfolger zur Welt gebracht, der die Dynastie gesichert hätte. Erst 1577 wurde Filippo geboren. Doch das Kind war von schwacher Gesundheit und starb, bevor es fünf Jahre alt wurde.
Auch Biancas Lage war nicht besser als die von Francesco. Ihr Ehemann hatte erkannt, wie sehr der Großherzog ihr zugetan war, und nutzte dies aus, um um Gunst und Ämter zu bitten – was Francesco ihm nicht verweigerte. Bonaventuri wurde dem Prinzen lästig und war seiner Frau gegenüber untreu. Der armen Venezianerin blieben die Sorgen nicht erspart: Der Kontakt zur Familie war abgebrochen, ihr Mann jagte einer Affäre nach der anderen hinterher, und Francesco I. musste seine Zeit und Energie zwischen Hofpflichten, Vaterrolle und seiner Rolle als Ehemann aufteilen.
Auch Johanna war in dieser Ehe nicht glücklich. Die Eifersucht auf Bianca verzehrte sie und entfremdete sie noch mehr von ihrem Ehemann. Im Jahr 1578 stürzte sie eines Tages beim Verlassen der Kirche Santissima Annunziata. Dieser Vorfall führte schließlich zu ihrem Tod.
Pietro Bonaventuris Tod war weitaus gewaltsamer. Sein ausschweifendes Leben hatte ihm in der Stadt viele Feinde eingebracht – insbesondere unter den Ehemännern der Frauen, mit denen er regelmäßig Affären hatte. Im Jahr 1572 wurde er auf mysteriöse Weise ermordet, als er gerade das Haus einer seiner Geliebten verließ. Man vermutete zunächst, es sei ein Auftragsmord im Auftrag von Francesco I gewesen, doch wahrscheinlicher war es ein Racheakt durch einen Verwandten einer der betroffenen Frauen.
Nach Johannas Tod im Jahr 1578 – sie starb nach einem Sturz aus der Kirche Santissima Annunziata – zog sich Francesco mit Bianca nach der Villa in Pratolino zurück. Am 5. Mai 1578 heirateten sie heimlich und machten die Ehe erst im April 1579 offiziell. Bianca wurde zur Großherzogin – und stellte den Kontakt zu ihrer venezianischen Familie wieder her.
Im Oktober 1587 hielten sich Francesco und Bianca in der Villa von Poggio a Caiano auf, um Francescós Bruder, Kardinal Ferdinando, zu empfangen und Spannungen wegen der Ehe abzubauen. Doch bald darauf erkrankte Francesco unerwartet während eines Abendessens. Fieber und Schmerzen quälten ihn. Binnen weniger Stunden zeigte Bianca dieselben Symptome. Berichte von damals schildern, dass die Eheleute jeweils getrennt in ihren Gemächern litten, ohne voneinander zu wissen. Francesco ersuchte in seinen letzten Stunden seinen Bruder, sich um seinen Sohn Don Antonio zu kümmern. Beide starben nach fast zehn Tagen Qualen.
Francescos Begräbnis wurde mit großem Aufwand in San Lorenzo gefeiert. Für Bianca lehnte Ferdinando öffentliche Trauerfeierlichkeiten ab – ihr Leichnam wurde heimlich in San Lorenzo beigesetzt, an einem „unerreichbaren“ Ort. Noch heute ist ihr Grab nicht eindeutig bekannt.