
Tochter von Gaston, Herzog von Orléans, gehörte Marguerite-Louise dem französischen Hochadel an und stand ganz oben auf der Liste der Kandidatinnen, die mit einem europäischen Prinzen vermählt werden sollten – so auch mit Cosimo III. aus dem Hause Medici, der auf den Thron wartete.
Es war Kardinal Pierre de Bonsi, der toskanische Gesandte in Paris, der sich um die Vorbereitungen für diese Ehe in Florenz kümmerte. Zuvor wurde er um ausführliche Informationen über das Mädchen gebeten, das er als schön, gutmütig, geduldig und fügsam beschrieb. Eigenschaften, die Großherzog Ferdinando II. de’ Medici davon überzeugten, dass Marguerite-Louise die ideale Braut für seinen Sohn Cosimo sei.
Der Ehevertrag wurde im Januar 1661 unterzeichnet.
Marguerite zeigte sich von Anfang an dagegen, Paris zu verlassen, um in die Toskana zu gehen. Die Wahrheit war, dass Paris ihr nicht nur zahllose Vergnügungen bot, sondern auch der Ort war, an dem sich der Mann befand, den sie liebte: Karl von Lothringen.
Die Situation wurde schwierig. Obwohl Kardinal Bonsi aus Paris versicherte, dass alles bestens laufe, weigerte sich das Mädchen hartnäckig, nach Florenz überzusiedeln, und behauptete, dass die ganze Toskana nicht einmal ein einziges Pariser Viertel wert sei.
Ferdinando bat daher König Ludwig XIV. darum, bei dem Mädchen zu intervenieren – und erst dadurch ließ sich Marguerite-Louise schließlich überzeugen, Frankreich zu verlassen.
Der traurige Abschied von Frankreich und die Ankunft in der Toskana
Im Frühling des Jahres 1661 bestieg die zukünftige Großherzogin der Toskana in Marseille eine Galeere, begleitet von einer Flotte aus fünf weiteren bewaffneten Schiffen, um möglichen Angriffen durch Piraten zu trotzen.
Am 12. Juni desselben Jahres legte das Schiff im Hafen von Livorno an. Dies war Marguerite-Louises erster Kontakt mit einem Land, das sie niemals lieben sollte – im Gegenteil: die Toskana wurde von ihr mit aller Kraft gehasst, da sie mit dem Verlassen Frankreichs auch den Mann verlor, den sie liebte.
Einige Tage später traf sie in Florenz ein, wo sie von ihrem zukünftigen Ehemann Cosimo III, dessen Vater Ferdinando II sowie rund hundert Höflingen und Bediensteten empfangen wurde.
Unglückliche Ehe
Am 20. Juni wurde die Hochzeit im Dom Santa Maria del Fiore gefeiert. Schon in der Hochzeitsnacht berichtete Marguerite, dass sich ihr Ehemann als mangelhafter Liebhaber erwiesen habe.
Nach dem Ende der Feierlichkeiten sahen sich die jungen Eheleute nur noch selten. Cosimo III. unternahm nichts, um die Ehe angenehmer zu gestalten. Ihre Beziehung verschlechterte sich von Tag zu Tag, bis sie schließlich unwiederbringlich zerbrach.
Auf die Zeit der gegenseitigen Gleichgültigkeit folgten Phasen erbitterter Auseinandersetzungen und Rachsucht – endlose Streitereien, bei denen das Paar sich wie in einem Turnier gegenseitig zu verletzen suchte.
Ferdinando erkannte inzwischen, dass die Beschreibung, die Kardinal Bonsi von Marguerite-Louise gegeben hatte, völlig falsch gewesen war.
Seine einzige Hoffnung bestand nun darin, dass das unglückliche Paar dennoch die Nachkommen zeugen würde, die das Haus Medici für den Fortbestand seiner Herrschaft benötigte.
Die Geburt von Ferdinando III.
Am 6. August 1663 brachte Marguerite-Louise einen Sohn zur Welt, der den Namen Ferdinando erhielt.
Wie es damals üblich war, wurde das Kind sofort einer Amme anvertraut. Die Mutter selbst plante, nur wenige Minuten pro Tag mit dem Jungen zu verbringen, und ließ eigens eine französische Hebamme aus Paris kommen.
Inzwischen zeigte sich die neunzehnjährige Prinzessin zunehmend unruhig und widerspenstig. Da ihr Ehemann Cosimo nicht in der Lage war, sie zu bändigen, griff schließlich ihr Schwiegervater Ferdinando ein.
Überzeugt davon, dass Marguerite-Louise von ihren französischen Kammerfrauen aufgestachelt wurde, entließ er sie kurzerhand alle und ersetzte sie durch toskanische Dienstmädchen.
An diesem Punkt ließ Marguerite ihrem ganzen Zorn freien Lauf und widersetzte sich sogar den Anweisungen des französischen Königs Ludwig XIV., der sie aus Paris zur Ordnung rief und sie aufforderte, sich ihrem Rang entsprechend zu verhalten.
Doch sie wusste die königlichen Beamten davon zu überzeugen, dass sie im Recht sei und dass man in Florenz alles daransetze, sie zu demütigen. Die zukünftige Großherzogin der Toskana zeigte eine außergewöhnliche innere Stärke und wurde in ihren Überzeugungen immer unerschütterlicher.
Sie verschärfte das angespannte Klima im Palazzo Pitti, indem sie ihrem Ehemann den Zutritt zu ihren Gemächern untersagte. Als ihr schließlich befohlen wurde, Florenz zu verlassen – zunächst in die Villa di Lappeggi, dann nach Poggio a Caiano – reagierte sie nicht etwa mit Widerwillen, sondern mit offener Freude.
In der Zwischenzeit schickte sie weiterhin Botschaften an den König, in denen sie ihn inständig bat, nach Paris zurückkehren zu dürfen.
Doch der Monarch blieb unerbittlich und wies alle ihre Bitten zurück, wobei er sie ermahnte, eine weise und pflichtbewusste Ehefrau zu sein.
Die Rückkehr nach Florenz und die Geburt von Anna Maria Luisa
Im Oktober 1665 kehrte die unruhige Prinzessin in den Palazzo Pitti zurück und schien sich mit ihrem Ehemann und Schwiegervater versöhnen zu wollen. Im August 1667 brachte sie ein Mädchen zur Welt, das den Namen Anna Maria Luisa erhielt.
Doch kurz nach der Geburt der zweiten Tochter kehrte die Unruhe zurück. Marguerite-Louise verfiel erneut in ihre Launenhaftigkeit, und die Streitigkeiten zwischen den Eheleuten flammten wieder auf.
Daraufhin beschloss Ferdinando, seinen Sohn Cosimo auf eine lange Reise durch die Höfe Europas zu schicken – in der Hoffnung, dass Distanz vielleicht zur Beruhigung der Lage beitragen würde.
Im Jahr 1670, nach dem Tod von Cosimo III., wurde Ferdinando zum neuen Großherzog der Toskana ernannt, und Marguerite-Louise wurde nun offiziell Großherzogin.
Mit der Geburt des dritten Kindes, Giangastone, am 24. Mai 1671, hoffte man auf eine Versöhnung zwischen den beiden – doch diese blieb aus.
Marguerite-Louise, die vorgab, krank zu sein, wandte sich erneut an den König von Frankreich mit der Bitte, nach Paris zurückkehren zu dürfen. Doch auch dieses Gesuch wurde abgelehnt.
Nachdem auch dieses letzte Mittel gescheitert war, beschloss die Großherzogin, sich in die Villa von Poggio a Caiano zurückzuziehen.
Marguerite-Louise, zurückgezogen in der Villa von Poggio a Caiano mit ihrem gesamten Gefolge, beschloss, sich ein kleines Theater erbauen zu lassen, um sich selbst und ihren Hof zu unterhalten.
Noch heute kann man im Musiksaal die Bühne, die Bühnenbilder und die musikalischen Instrumente besichtigen – ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer Leidenschaft für Kunst und Zerstreuung.
Der Ehemann akzeptierte den Umzug seiner Frau nach Poggio a Caiano, nahe Florenz, erst, als dieser bereits vollzogen war – doch er ließ sie in all ihren Bewegungen streng überwachen.
Das kleine Theater war für Marguerite-Louise ein Ort der Zerstreuung und des Trostes, ein Ausweg aus der Zwangshaft, die ihr der Hof der Medici auferlegt hatte.
Im Juni 1674 stimmte der König schließlich ihrer Rückkehr nach Frankreich zu – unter der Bedingung, dass sie in einem Kloster leben müsse.
Doch die listige und entschlossene Marguerite-Louise fand einen Weg, das Kloster in einen privaten Palast zu verwandeln, in dem sie Empfänge und gesellige Salons veranstalten konnte.
Wenn Sie mehr über die Geschichte von Marguerite-Louise und Cosimo III erfahren möchten, können Sie an unserer Führung durch die Medici-Villen teilnehmen.
Dabei besuchen wir unter anderem die Villa von Poggio a Caiano und besichtigen das private Theater der unglücklichen französischen Dame – ein Ort voller Geschichte und persönlicher Dramen.